Über den gestrigen Tag verteilt, konnten endlich alle drei Inhaftierten, vorerst und mit großen Mühen aus dem Knast entlassen werden. Zu weiteren Sachverhalten können wir uns erstmal nicht weiter äußern, außer dass die drei lediglich gegen wirklich willkürliche Auflagen frei gekommen sind. Nach wie vor gilt: Jeder Cent zählt und hilft. In nächster Zeit muss eine Menge Geld aufgebracht werden, um die bisher angefallenen und noch anfallenden Repressionskosten zu bezahlen.
Trotz des ganzen Stresses, den es in den letzten Tagen gab, gibt es auch etwas Positives zu berichten: Es macht uns wirklich unglaublich glücklich so viel Solidarität zu erfahren. Die Spenden, welche bereits getätigt wurden, helfen uns wirklich weiter und wir werden auch weiterhin unseren drei Genossen zeigen, dass sie nicht allein sind. An dieser Stelle erst einmal ein großes Dankeschön an alle Unterstützenden!
Im Vergleich zum Tatvorwurf und wenn man betrachtet, welchen Handlungsspielraum Neonazis im Landkreis Gotha haben, steht das Verhalten der Polizei in der Nacht der Verhaftung für uns in keinem Maßstab. Im Februar 2014 hat eine Horde Neonazis in Ballstädt (bei Gotha) eine Kirmesgesellschaft überfallen und teilweise ins Krankenhaus geprügelt. Hieran beteiligten sich Nazis aus verschiedenen Regionen Thüringens. Obwohl es genug Beweise gab, stand dort keine Hundertschaft vor der Tür, drohte damit das ganze Haus auseinanderzunehmen, zerrte die Leute über die Straße, schlug auf sie ein und sperrte sie für mehrere Tage in Untersuchungshaft. Die Nazischläger aus Ballstädt laufen heute noch, selbst wo einem Teil ihre Schuld durch einen DNA-Test nachgewiesen werden kann, frei herum und können, wie beispielsweise der dort Angeklagte Stefan Fahrenbach aus Suhl, weiterhin Menschen attackieren. In dem Bundesland, in dem sich der NSU radikalisierte und später bundesweit mehr als neun Menschen durch gezielte Schüsse ermordete, können marodierende Nazihorden weiterhin ihr Unwesen treiben, während andere wiederum ohne hinreichenden Tatverdacht für mehrere Tage unter widrigsten Bedingungen inhaftiert werden. Selbst der Neonazi aus Gotha, welcher vor kurzem mit einem Anschlag drohte, wurde gegenüber unseren Genossen mit Samthandschuhen angefasst. Für uns ist sowas immer und immer wieder der Beweis dafür, dass der Staat auf dem rechten Auge blind ist. Es gibt genug Beispiele dafür, dass Neonazis, welche den Tot anderer in Kauf genommen haben (oder es glücklicherweise nicht dazu kam), vom Staat gedeckt werden. Hingegen werden deren politische GegnerInnen mit einer Vehemenz bekämpft, welche nicht annähernd im Maßstab steht.
Bereits am vergangen Sonntag hat Marco Zint vom BZLG (Bündnis Zukunft Landkreis Gotha), ein selbst mehrfach vorbestrafter Nazischläger, eine Demonstration unter dem Motto „Gegen linke Gewalt“ am 1. Oktober in Gotha in sozialen Netzwerken beworben. An diesem Tag werden wohl zahlreiche Nazis den Weg nach Gotha finden, aber dies werden wir nicht unwidersprochen lassen. Wir rufen jetzt schon dazu auf an diesem Tag nach Gotha zu kommen. Nähere Infos zu Gegenprotesten werdet ihr in den kommenden Tagen erhalten.
Zu guter Letzt nochmal die Daten des Spendenkontos
Rote Hilfe Südthüringen
IBAN: DE53 4306 0967 4007 2383 53
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: Gotha
Soligruppe „Free the three“, September 2016