Über zwei Jahre ist es nun her, dass in Gotha eine Hundertschaft der Polizei drohte das Wohn- und Hausprojekt Juwel zu stürmen und drei der Antifaschisten, die heraustraten, um dies zu verhindern, in Untersuchungshaft landeten. Sie werden von der Naziaktivistin Anne-Kathrin Helbing (ehemals Schmidt) und ihren damaligen Lebensgefährten Alexander Danilov beschuldigt, sie tätlich angegriffen zu haben. Nachdem im November 2017 ein erster Termin entfiel, da die vermeintlich Geschädigte nicht erschien, vier weitere Termine im Frühjahr 2018 im Sande verliefen, weil der Prozess auf Grund von Krankheit der Richterin ausgesetzt wurde, geht der Prozess nun in die nächste – besser: in eine neue – Runde. Fünf Verhandlungstermine wurden für den Prozess angesetzt, der nun noch einmal ganz von vorne beginnen muss. Seid solidarisch – Kommt vorbei und unterstützt die Betroffenen!
Prozesstermine:
– Di. 15.01.2019, 10:00 Uhr
– Mi. 23.01.2019, 08:30 Uhr
– Mi. 30.01.2019, 08:30 Uhr
– Mi. 06.02.2019, 08:30 Uhr
– Mi. 13.02.2019, 08:30 Uhr
Chronik der Ereignisse:
– 8. September 2016: In der Nacht zum 9. September droht eine Hunderschaft der Polizei das Wohn- und Hausprojekt Juwel in Gotha zu stürmen, sollten nicht binnen wenigen Minuten drei der Körperverletzung an der Naziaktivistin Anne-Kathrin Helbig Bezichtigten heraustreten. Von den mehreren Antifaschistinnen, die herauskamen, um das gewaltsame Eindringen der Polizei zu verhindern, werden drei in Untersungshaft genommen, zwei weitere verbringen die Nacht im Gewahrsam der Polizei.
http://rotehilfesth.blogsport.de/2016/09/12/gotha-free-the-three-because-we-are-friends/
– 13. September 2016: Nach der Zahlung einer Kaution in Höhe von jeweils 5000€ kommen die drei Gothaer Antifaschisten dank anwaltlicher Unterstützung und breiter Solidarität nach einem Wochenende in U-Haft unter Auflagen wieder frei. Formell befinden sie sich weiterhin in U-Haft. Sollten sie also gegen ihre Auflagen verstoßen, müssen sie zurück in den Knast.
http://rotehilfesth.blogsport.de/2016/09/14/gotha-free-the-three-alle-sind-draussen/
– 11. Januar 2017: Am Amtsgericht Gotha wird gegen einen Antifaschisten in einer anderen Sache wegen Körperverletzung ermittelt. Der vemeintlich Geschädigte Marco Zint gesteht nach einer Farce von einem Prozess ein: Er habe nur Anzeige erstattet, um die Adresse des Angeklagten in Erfahrung zu bringen. Marco Zint ist ein guter Freund und Kamerad der vermeintlich Geschädigten im Fall ‚Free the three‘ – Anne Kathrin Helbing. Ähnlich wie im anderen Fall muss sich hier ein Antifaschist wegen der wilden Beschuldigungen eines Nazis vor Gericht verantworten. Im Prozess ist auch das erste Mal von der später noch bedeutsamen Lichtbildmappe PMK-links die Rede.
– 26. Janaur 2017: Bei einem Verfahren wegen politisch motivierter Sachbeschädigung gegen einen Antifaschisten am Amtsgericht Gotha stellt sich erneut heraus, dass die Lichtbildmappe PMK-links von der Polizei Zeuginnen zum Zweck der Identifikation der Täter vorgelegt wurde. Das neue Jahr ist noch keinen Monat alt und schon ein zweites Mal muss sich wegen falschen Beschuldigungen, unhaltbaren Identifizierungen und der Freizügigkeit der Polizei mit Daten, bei denen zweifelhaft ist, ob sie zu sammeln überhaupt legal ist, vor Gericht verantworten. Ein erneuter Freispruch ist da ein schwacher Trost.
http://rotehilfesth.blogsport.de/2017/02/06/prozessbericht-freispruch-in-gotha/
– 9. März 2017: Die Festnahme der drei Genossen liegt nun ein halbes Jahr zurück. Da sie sich formell noch in U-Haft, konkret noch unter Auflagen stehend, befinden, hätte binnen dieses halben Jahres ein Prozess eingeleitet werden müssen. Bis dato ist vom Amtsgericht aber nichts zu hören. Es heißt abwarten und Solidarität zeigen.
http://rotehilfesth.blogsport.de/2017/04/06/free-the-three-2017-wird-ein-hartes-jahr/#more-44
http://rotehilfesth.blogsport.de/2017/09/16/still-free-the-three/
– 21.November 2017: Nachdem die drei von einem Nazi der schweren Körperverletzung bezichtigten Antifaschisten über ein Jahr auf einen ersten Prozesstermin warten mussten, endete der erste Verhandlungstag nach wenigen Minuten. Da zwei Zeuginnen nicht erscheinen – unter ihnen die vermeintlich geschädigte Naziaktivistin Anne Kathrin Helbing (ehemals Schmidt) – wird die Verhandlung um ein weiteres halbes Jahr auf März 2018 verschoben.
– 22. November 2017: Einen Tag nach dem ersten Prozesstermin, also am 22. November, schließt sich die Staatsanwaltschaft Erfurt einem antrag der Verteidigung an. Damit ist der Haftbefehl aufgehoben und die Auflagen sind damit nach über einem Jahr endlich außer Kraft gesetzt.
– Januar 2018: Der für März angesetzte Termin für den bereits verschobenen Verhandlungsauftakt wird ein weiteres Mal veschoben.
– 10. April 2018: Gegen 9 Uhr versammeln sich rund 30 Antifaschistinnen zur Solidaritätskundgebung vor dem Amtsgericht, um die drei Angeklagten am ersten Verhandlungstag zu unterstützen und zu begleiten. Die Anklageschrift wird verlesen und die vermeintlich Geschädigten als Zeugen befragt, sowohl Helbing als auch ihr damaliger Lebensgefährte sagen aus, sich an nichts erinnern zu können. Nach der Mittagspause entschließt sich Helbing doch auszusagen. Der zähe Prozesstag endet nach 7,5 Stunden, ohne dass ihre Zeugenvernehmung abgeschlossen ist.
– 18. April 2018: In einem zweiten Verhandlungstag werden alle Nazis, die Helbing am ersten Tag begleiteten, als Zeugen vernommen, um Aussagen zu ihrer Glaubwürdigkeit zu machen, die stark darunter litt, dass ihr Erinnerungsvermögen die Woche davor je nach Laune ein- und aussetzte. Helbing stellt auf Anraten ihres neu hinzugezogenen Rechtsbeisatndes einen Antrag auf Nebenklage. Danilov, ihr ehemaliger Lebensgefährte, entschließt sich letztlich auch, sich erinnern zu wollen und macht eine Aussage zum Geschehen.
http://rotehilfesth.blogsport.de/2018/04/25/free-the-three-dritter-prozesstag/
– 2. Mai 2018: Am dritten Verhandlungstag sitzt Helbing zusammen mit Rechtsanwalt Norbert Witt auf der Nebeklage. Ihre geplante Vernehmung findet nicht statt. Unterbrochen von zahlreichen Pausen dreht sich der Verhandlungstag um die bereits öfter erwähnte ominöse Lichtbildmappe PMK-links. Diese war als Beweismaterial angefordert. Der Staatsschutzbeamte der LPI Gotha verweigert jedoch deren Herausgabe. Für den nächsten Termin soll eine Aussagegenehmigung angefordert werden.
http://rotehilfesth.blogsport.de/2018/05/15/prozessbericht-free-the-three-vierter-verhandlungstag/
– 15. Mai 2018: Zum für den 16. Mai angesetzten Verhandlungstermin kommt es nicht. Die Richterin sagt diesen, sowie alle weiteren angesetzten Termine, auf Grund von Krankheit ab. Damit ist der Prozess ausgesetzt und muss zu unbestimmter Zeit von vorne beginnen. Eine kostspielige Angelegenheit für die Angeklagten, die damit vier Verhandlungstage in Rechnung gestellt bekommen, deren Ergebnisse nun obsolet sind.
http://rotehilfesth.blogsport.de/2018/05/15/prozessbericht-free-the-three-vierter-verhandlungstag/
– Januar 2019: Die neuen Prozesstermine stehen fest, die Angeklagten bekommen Ladungen für insgesamt fünf Termine; den 15.01.2019, 10 Uhr, den 23.01., den 30.01., den 06.02. und den 13.02. jeweils 8:30Uhr am Amtsgericht Gotha.